Rund um Weihnachten sind die Erwartungen in allen Familien hoch und schnell enttäuscht. Da sind Stress und Streit vorprogrammiert. Das gilt auch und gerade für Patchwork-Familien. Die stehen besonders am Beginn neuer Beziehungen der Eltern an den Feiertagen vor mehreren Herausforderungen:
- Neue Partner*innen und Geschwisterkinder bringen eigene Vorstellungen, Ideen und Wünsche mit
- Durch Trennungen sind Traditionen weggebrochen und neue müssen sich erst herausbilden
- Es muss geklärt werden, wer wann und mit wem feiert. Dabei ist Heiligabend oft der begehrte Tag.
Unsere Expertin Friederike Weber von der Evangelischen Beratungsstelle gibt Hinweise, wie Sie die Gefahr von Stress an diesen Tagen in Ihrer Patchworkfamilie minimieren und für eine ruhige Stille Nacht sorgen:
- Finden Sie als Eltern eine Balance und beziehen dann erst Ihre Kinder ein. Das entlastet Ihr Kind und verhindert, dass es zwischen Streit-Fronten gerät. Fragen Sie sich selbst, was Ihnen an den Feiertagen wichtig ist und wie Sie sich die Zeit vorstellen? Treffen Sie gemeinsam eine Entscheidung im Sinne Ihres Kindes. Sollten Sie aus irgendeinem Grund die Entscheidung an Ihr Kind abgeben, dann sollten beide Elternteile auch wirklich offen für dessen Entscheidung sein. Achten Sie darauf, dass Sie zuvor und danach keinen Druck auf das Kind ausüben. Die gängige Regelung zwischen Eltern sieht so aus, dass Kinder Heiligabend abwechselnd in einem Jahr bei einem Elternteil, im nächsten beim anderen verbringen. Wenn es neue Geschwister gibt, sollten Sie diese unbedingt in Ihre Erwägungen miteinbeziehen. Nicht bewährt hat es sich, dass vor allem jüngere Kinder am Heiligabend zwischen den Elternteilen hin und her wechseln: Das löst keine Streitigkeiten, da es immer noch genug Entscheidungen zu treffen gibt, und belastet das Kind.
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Planen Sie rechtzeitig im Voraus, aber lassen Sie dabei trotzdem Raum für spontane Entscheidungen. Wird die Kirche besucht? Gibt es einen Weihnachtsbaum? Was wird gekocht? Planung und Absprachen sind wichtig und geben Orientierung. Aber insbesondere in der Zeit, in der sich die neue Patchworkfamilie erst noch findet, sollten Sie unbedingt Luft für Spontanität lassen. Es gehört Mut dazu, manches auf sich zukommen zu lassen. Aber wenn der Spagat gelingt, stärkt das das Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen Ihnen und Ihrem Kind.
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Wenn zwischen Ihnen und Ihrem Kind Streit entsteht, dann halten Sie ihn aus. Gerade zu den Feiertagen sind die Empfindlichkeiten groß. Je entspannter Sie mit überbordenden Emotionen bei Kindern umgehen, desto besser. Meist legt sich der Ärger nach einer Zeit wieder und man kann wieder gemeinsam feiern. Horchen Sie ansonsten nach einer Weile mal nach, was los war, zeigen Sie Mitgefühl und lassen Sie das Kind wissen, dass Sie sich freuen, wenn gemeinsam weiter gefeiert wird.
Foto: Svetlana Gumerova bei unsplash.com