Drei Fragen an...

Ulrike Specht von der Adoptionsvermittlung der Diakonie

Wie schnell geht eine Adoption?

Das ist ganz unterschiedlich. Das hängt damit zusammen, dass wir Adoptiveltern für Kinder mit den unterschiedlichsten Herkunftsgeschichten suchen. Um ein Elternpaar zu finden, das zum Kind passt, erarbeiten wir mit allen Adoptionseltern ein Kinderprofil. Darin fragen wir zum Beispiel ab, ob sie sich vorstellen können ein Kind aufzunehmen, dessen Eltern straffällig geworden sind, bei dem es Erbkrankheiten in der Familie gibt, dessen Mutter in der Schwangerschaft geraucht oder Alkohol getrunken hat und so weiter. Adoptionseltern, die hier sehr offen sind und sich sehr viel vorstellen können, können wir deshalb meist schneller ein Kind vermitteln als Eltern, die sich das „perfekte Kind“ wünschen. Trotzdem ist es für die aufnehmenden Eltern wichtig, auf das Bauchgefühl zu hören und nicht zu mehr Sachen „Ja“ zu sagen, als sie bewältigen können. Denn dann kann es zu erheblichen Problemen kommen, wenn sich das Kind nicht so entwickelt, wie man sich es vorgestellt hat.

Können die abgebenden Mütter denn auch mitentscheiden?

Zuerst zeigen wir den abgebenden Müttern auf, welche Unterstützung es gibt, falls sie ihr Kind doch behalten möchten. Wenn klar ist, dass es für sie keine andere Lösung gibt, als das Kind zur Adoption freizugeben, fragen wir sie natürlich, was für eine Familie sie sich für ihr Kind wünschen. Theoretisch können wir alles möglich machen. Praktisch wünschen sich die meisten Mütter für ihr Kind aber ein Elternpaar, das aus Vater und Mutter besteht und gut situiert ist. In der Hoffnung, dass die Adoptiveltern dem Kind Möglichkeiten eröffnen können, welche die Mutter oft selbst nie hatte und ihrem Kind vermutlich ebenfalls nicht bieten könnte: eine Kindheit ohne Konflikte, das Ausüben eines Hobbys, der Besuch einer guten Schule, später vielleicht die Finanzierung eines Studiums. Wir bieten den abgebenden Müttern auch immer an, die Adoptionseltern vor der Adoption ohne Nennung der Namen kennenzulernen, wenn sie das möchten. Das nimmt viele Ängste – auf beiden Seiten.

Um welche Ängste geht es da?

Jedes Kind hat mit 16 Jahren das Recht auf Akteneinsicht. Das bedeutet, dass es ausgehend vom Tag seiner Geburt alles über seine leiblichen Eltern erfahren kann – weil man erkannt hat, dass es für die Identitätsfindung Heranwachsender enorm wichtig ist, Kenntnis über die eigene Biografie zu erlangen. Wenn Adoptiveltern und leibliche Mutter sich schon mehrmals getroffen haben, nimmt es beiden Seiten die Angst davor, wenn das Kind diese später kennenlernen möchte. Zudem hilft es Adoptiveltern dabei, eine Geschichte für ihr Kind zu formulieren, die kindgerecht erklärt, warum die Mutter nicht für das Kind sorgen konnte. Das hilft bei der Aufklärung, die so früh wie möglich beginnen sollte und bei der wir die Eltern intensiv unterstützen.