Wie die Möhre vom Feld auf den Teller kommt

Kita-Projekt mit Preis ausgezeichnet

Mit viel Neugierde und Kreativität entdecken Vorschulkinder der Kita Daimlerstraße im Rahmen eines Wettbewerbs die verborgene Welt der Logistik. Jetzt wurden sie für ihren Beitrag vom NRW-Wirtschaftsminister mit dem 1. Preis ausgezeichnet.

Rasant rast die „Flotte Karotte“ über die Autobahn. Geladen hat der LKW Möhren, die schnell vom Feld bis in den Supermarkt müssen. Die fünfjährige Shirin* lenkt den Transporter mit sicherer Hand. Der einzige kurze Zwischenstopp: das Logistikzentrum. Da wird kurz ab- und wieder aufgeladen, dann geht´s für die Möhren weiter bis ins Supermarktregal. Lieferwagen, Autobahn, Logistikzentrum, Supermarkt und Möhren – mit viel Fantasie aus alten Pappkartons gebastelt und liebevoll mit Farbe gestaltet findet sich diese kleine Logistik-Welt in der Turnhalle des Evangelischen Familienzentrums/Kindertagesstätte der Diakonie Düsseldorf an der Daimlerstraße im Stadtteil Flingern-Nord. Sie ist ein beeindruckendes Ergebnis eines Projektes, dass insgesamt 16 Vorschulkinder gemeinsam mit einigen ihrer Erzieher*innen im vergangenen Jahr auf die Beine gestellt haben und wofür sie jetzt im Rahmen eines Wettbewerbs vom NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart mit dem 1. Preis ausgezeichnet wurden.

Die Idee zu diesem Projekt stammt vom Kompetenznetz Logistik.NRW und den Industrie- und Handelskammern in NRW. Sie laden mit LogistiKids bereits seit zehn Jahren Kinder im Vor- und Grundschulalter ein, in einem Wettbewerb spielerisch die für sie bisher unbekannte und oft unsichtbare Welt der Logistik zu entdecken. Diesmal das Thema: „Wie kommen die Möhren auf unseren Tisch?“ Kitaleitung Angelika Steinberg kam mit der Idee und einem Flyer im März 2021 zu ihren Mitarbeitenden Nikolaus Jacobi, Diana Dyankova und Jens Kante. Wäre das was für sie und die Vorschul-Kinder? Alles passte und im Kita-Bereich „Bauland, Turnhalle, Holzwerkstatt“ starteten die Erzieher*innen gemeinsam mit neun Kindern zwischen fünf und sechs Jahren in die noch unbekannte Welt der Möhren-Logistik.

Von Saatgut, Transportkisten und einer ausgeklügelten Logistikkette

Zu Beginn wurden mit den Kindern Ideen gesammelt. Vom realen Beet, in dem Möhren gepflanzt werden sollten, über in der eigenen Holzwerkstatt selbstgebaute Holzkisten für deren Transport bis zu einem LKW, den sie schnell „Flotte Karotte“ tauften, und einem richtigen Waren-Verteilzentrum – die Kinder hatten viele Ideen und setzten einige davon um. Auch an selbstgemalte Plakate wurde gedacht, damit die Eltern sehen, was in der Kita los ist. Um sich schlau zu machen, wurde sogar die Maus vom WDR zu Rate gezogen: Die erklärte den angehenden kleinen Möhren-Expert*innen in einem Internet-Video, wie eine Erntemaschine funktioniert. Sogar ein Lied wurde einstudiert. Nicht jeden Tag und nicht immer lange, aber immer mal wieder beschäftigten sich die Kinder auf unterschiedliche Weise mit dem Thema. „Es ist wichtig, dass sich eine solche Aktion nach dem Interesse der Kinder richtet und ihre Aufmerksamkeitsspanne berücksichtigt“, erklärt Nikolaus Jacobi das behutsame und abwechslungsreiche Vorgehen. Für die Kinder blieb nebenbei immer auch genügend Zeit für ihre anderen Interessen. Schritt für Schritt entstand so schließlich in einem Teil der Kita-Turnhalle eine Möhren-Logistik-Welt. Linien aus Klebestreifen auf dem Boden machten schließlich den Weg sichtbar, den Möhren vom Feld bis auf den heimischen Esstisch nehmen.

Als im letzten Sommer dann die Vorschulkinder die Kita verlassen mussten, war das Projekt noch nicht ganz beendet. Die neuen Vorschulkinder, die in den Monaten zuvor das Treiben rund um die Möhren aus der Entfernung beobachtet und davon von ihren Freunden erzählt bekommen hatten, machten dann nach den Sommerferien nahtlos weiter. Insbesondere die Abschlussdokumentation, ein richtiges Buch, haben sie zusammengestellt. „Dass es sich bei der Aktion eigentlich um einen Wettbewerb gehandelt hat, spielte nie eine wirkliche Rolle“, sagt Nikolaus Jacobi. „Weder für die Kinder, noch für uns.“ Rund 100 Kitas und Grundschulen hatten sich für den Ideenwettbewerb angemeldet, gut 50 haben schließlich ein Ergebnis eingereicht. Dass die LogistiKids-Jury und der NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart die tolle Arbeit der Kinder und Erzieher*innen von der Daimlerstraße jetzt mit dem 1. Platz und als Preis 1.000 Euro bedachte ist zwar toll, aber Kinder und Erzieher*innen hätten auch ohne eine sehr spannende Zeit gehabt.

Angelika Steinberg und ihr Team denken bereits jetzt darüber nach, ob sie sich in diesem Jahr wieder anmelden sollen. Das Thema klingt besonders reizvoll: Es soll angeblich um Schokolade gehen.

* Name geändert