"Kinder können ihre Meinung sagen!" 

Ulrike Krämer hat 20 Jahre eine Kita der Diakonie geleitet - ein Gespräch über einen Beruf im Wandel 

"Das ist mein Ding!" 

Ulrike Krämer hat 20 Jahre die Ev. Kindertagesstätte Niederrheinstraße geleitet. Jetzt ist sie in den Ruhestand gegangen. Im Interview erzählt sie, warum sie von dem Spruch: „Wenn Erwachsene reden, haben Kinder still zu sein“ nichts hält, weshalb Erzieher*innen heute mehr Verantwortung tragen als früher und welche Momente den Beruf zu etwas ganz Besonderem machen.   

Sie haben wegen ihrer Kinder 15 Jahre Pause eingelegt. 1997 sind Sie dann in Ihren Beruf zurückgekehrt. War das ein Kulturschock nach der Auszeit?  

Nein, gar nicht. Es hatte sich zwar Einiges verändert, aber das fand ich sehr positiv. Früher hat man zum Beispiel immer gesagt: Wenn Erwachsene reden, haben Kinder still zu sein. Heute denkt man zu Recht ganz anders. Denn natürlich können Kinder sich äußern und ihre Meinung sagen, selbst wenn sie noch nicht sprechen können. Wir hatten in der Kita einmal einen kleinen Jungen, der sich immer auf dem Hosenboden wegdrehte und einem die kalte Schulte zeigte, wenn er etwas nicht wollte. So hat er uns seine Meinung mitgeteilt. Als ich als Erzieherin angefangen habe, hieß es auch noch, dass Kinder sich zum Beispiel bei kreativen Angeboten ruhig verhalten sollten. Heute weiß man: Durch Bewegung werden die Synapsen im Gehirn aktiviert und dadurch wird die Aufnahmefähigkeit verbessert. Das sind wissenschaftliche Errungenschaften, die in unsere erzieherische Arbeit eingeflossen sind und die die Arbeit mit Kindern zum Besseren verändert haben.

Hat sich sonst noch etwas verändert?

Heute sind in der Regel beide Elternteile beruflich eingespannt, gleichzeitig werden die Kinder, die in die Kita kommen, immer jünger. Das ist einerseits gut, denn so bekommen Kinder, bei denen die Voraussetzungen in der Familie vielleicht nicht die besten sind, früh die nötige Unterstützung. Auf der anderen Seite tragen die Erzieher*innen damit jetzt deutlich mehr Verantwortung für die Erziehung als früher. Und zwar nicht nur für Kinder in einer bestimmten Altersgruppe, sondern für Kinder in ganz unterschiedlichen Entwicklungsstufen: Von der Pflege eines Säuglings bis zur Vorbereitung eines Kitakindes im letzten Jahr auf die Schule ist alles dabei.

 Das klingt nach ziemlich viel Verantwortung. 

Ja, das stimmt. Aber ich bin der Meinung, dass nicht nur Kinder etwas lernen sollten, sondern jeder Mensch sich weiterbilden sollte und zwar sein Leben lang. Wer Verantwortung übernimmt, lernt dazu – darum habe ich diese Verantwortung auch immer gerne getragen. Auch weil mir während meines Berufslebens immer viel Wertschätzung entgegenbracht wurde: von den Eltern, aber vor allem von den Kindern. Wenn die Kinder nach meinem Urlaub auf mich zugestürzt kommen und rufen „Schön, dass Du wieder da bist!“ – das ist für mich das Größte. Oder das erste Krippenkind, das ich hatte: Das kam in der dunklen Jahreszeit immer in mein Büro, in dem ich echte Kerzen angezündet hatte. Ich habe dann immer gesagt: „Vorsicht, das ist heiß.“ Eines Morgens sagte das Kind dann plötzlich zu mir: „Heiiißßß“. Das war das erste Wort, das es sprach. Solche Momente machen den Beruf zu etwas ganz Besonderem. 

Kann man den Umgang mit Kindern eigentlich lernen oder muss man das irgendwie im Blut haben? 

Wer Erzieher*in werden will, sollte vor allem Offenheit, Empathie für Kinder und Spaß an der Arbeit mitbringen – der Rest kommt dann von ganz alleine. Als ich im Beruf angefangen habe, hatte ich überhaupt keine Erfahrung im Umgang mit Kindern, aber ich wusste sofort: „Das ist mein Ding. Das ist der Beruf, in dem ich glücklich werde.“ 

Mehr Informationen zur Ausbildung und freien Stellen in den Ev. Kindertageseinrichtungen der Diakonie Düsseldorf gibt es hier