Pressemitteilung

Die Vermessung der Einsamkeit

„All the lonely people“ erklang es von der Bühne. Der Song Eleanor Rigby von den Beatles, der musikalische Auftakt der Veranstaltung am gestrigen Abend im Bachsaal der Düsseldorfer Johanneskirche, machte sofort klar, worum es an diesem Abend ging: um die Einsamkeit.

Diakoniepräsident Ulrich Lilie war zu der Veranstaltung „Die Vermessung der Einsamkeit“ nach Düsseldorf gekommen. Er hat sich in einem neuen Buch mit dem Thema befasst und las nicht nur einen spannenden Teil aus diesem Buch zu den einsamen Diven Greta Garbo und Marlene Dietrich, sondern ging auch mit Betroffenen ins Gespräch und Menschen, die in Düsseldorf daran arbeiten, dass Menschen weniger einsam sind.

Beeindruckend war dabei, wie offen eine Seniorin, eine Studentin und ein alkoholkranker Mensch ihre sehr eigenen Erfahrungen mit Einsamkeit schilderten: die Isolation durch Corona zum Beispiel, das Gefangensein im 14 Quadratmeter großen Studentenzimmer, die Frage, warum sich das Leben überhaupt noch lohnt.

„Einsamkeit macht psychisch und körperlich krank“, stellte in diesem Zusammenhang Andrea Melville-Drewes, die Abteilungsleiterin Sozialpsychiatrie und kommissarische Leiterin des  Gesundheitsamtes Düsseldorf. Es sei für das Gesundheitsamt in der Coronazeit auch immer eine Gratwanderung gewesen, einerseits die Menschen vor dem Virus zu schützen, andererseits die Psychischen Belastungen durch Isolation im Blick zu behalten. Melville-Drewes betonte, dass junge Menschen besonders belastet seien. „Wenn ich mich zum Beispiel von meinen Eltern lösen will, dann brauche ich meine Peer Group, und das geht dann in der Pandemie nicht.“ Margit Risthaus, die Koordinatorin der zentren plus der Diakonie, ergänzte, dass auch die ältere Generation unter dem Mangel an Sozialkontakten leide. Sie zeigten das nur nicht so, wollten nicht klagen. Die Auswirkungen seien aber frappierend, wenn man sehe, wie ein Teil der älteren Menschen abgebaut hätten: „Manche hat ein Corona-Jahr drei Lebensjahre gekostet.“

Umso wichtiger sei es, sich frühzeitig belastbare Netzwerke aufzubauen, Menschen um sich herum, die einen dann in solche Situationen tragen. Renate Rönnau zum Beispiel, Seniorin aus dem zentrum plus in Benrath, ist schon viele Jahre ehrenamtlich im Joachim-Neander-Haus, einem Diakonie-Pflegeheim in Düsseldorf-Benrath aktiv. Und als dann mitten in der Pandemie ihr Mann starb und sie kurze Zeit danach mit einem gebrochenen Arm alleine zu Hause saß, merkte sie, wie viele Menschen an sie dachten und ihr Hilfe anboten. Es gibt Wege aus der Einsamkeit – das war die Mut machende Botschaft des Abends.