Pandemie und Sucht 

Eine gefährliche Kombination

 

 

Ob Kontaktbeschränkungen oder Homeoffice: Die Corona-Pandemie bringt verschiedene Belastungen mit sich, viele Menschen fühlen sich einsam oder haben Existenzängste. Das kann dazu führen, dass Menschen ihre eigenen Gefühle nicht mehr gut aushalten und beispielsweise Alkohol oder andere Suchtmittel konsumieren bzw. Glücksspiel betreiben oder exzessiv Medien konsumieren, um sich davon abzulenken.

Im Global Drug Survey, der weltgrößten Umfrage zum Drogenkonsum, an der Menschen anonym teilnehmen können, geben 10 Prozent der Teilnehmer*innen an, dass ihr Alkoholkonsum in der Corona-Krise stark zugenommen habe. 26 Prozent gaben darüber hinaus an, dass ihr Alkoholkonsum zumindest leicht gestiegen sei. Zur Frage, warum ihr Alkoholkonsum gestiegen sei, sagen 42 Prozent, dass sie nun mehr Zeit hätten zu trinken; 41 Prozent geben an, aus Langeweile zu trinken, und 27 Prozent empfanden sich als gestresster und ängstlicher aufgrund der Corona-bedingten Situation. Für 20 Prozent war Einsamkeit ein Grund dafür, häufiger zu trinken.

Das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim (ZI) kam in einer Umfrage ebenfalls zu dem Ergebnis, dass der Alkoholkonsum in den eigenen vier Wänden mit Beginn der Corona-Pandemie bei einem Drittel der Bevölkerung angestiegen ist.

Auswirkungen der Pandemie auf bereits süchtige Menschen

Für Menschen, bei denen bereits eine Suchterkrankung besteht oder mindestens ein problematischer Umgang mit Suchtmitteln, stellen die Kontaktbeschränkungen und die Arbeit im Homeoffice eine besondere Herausforderung dar. Christina Nordhoff und Heiko Mittelhockamp, die bei der Diakonie Düsseldorf für das Thema „Betriebliches Gesundheitsmanagement“ zuständig sind, beobachten in ihrer Praxis, dass Menschen mit einer Suchtmittelabhängigkeit durch die Arbeit zuhause oft die Alltagsstruktur verlieren, die für sie so wichtig ist: „Alleine zuhause sind suchtkranke Menschen zum Teil komplett auf sich selbst zurückgeworfen“, sagt Mittelhockamp. Häufig treten dann Verunsicherungen und Ängste zutage, für die das Suchtmittel eine schnelle Linderung verspräche. „Die soziale Kontrolle im Büro bietet Suchtkranken eine Struktur: Im Büro mit den Kolleg*innen und Vorgesetzten ist es viel schwieriger, Suchtmittel zu konsumieren. Dort wird der Suchtkranke gesehen“, ergänzt seine Kollegin Christina Nordhoff, „im Homeoffice fällt diese Hürde.“

Die Kontaktbeschränkungen machen die Räume für suchtkranke Menschen überdies enger. Dazu Mittelhockamp: „Was viele Menschen nicht wissen, ist, dass suchtmittelabhängige Menschen oft eine Tendenz haben, sich zu isolieren. Die reduzierten Sozial- und Freizeitkontakte durch Corona verstärken diese Tendenz zusätzlich. Dann gibt es kaum noch Ablenkung oder Austausch für sie. Die Gefahr, rückfällig zu werden, ist groß. Durch die Kontakteinschränkungen verlieren Abhängigkeitserkrankte zudem ihre sinngebende Tagesstruktur und reagieren oft mit erhöhtem Suchtmittelkonsum, um dies zu kompensieren.“ Das gilt im Besonderen für Verhaltenssüchtige, also Menschen, die medien- oder glücksspielabhängig sind. Sie drohen, wenn sie ständig alleine zuhause sind, sich in den virtuellen Medien zu verlieren – zum Beispiel beim Computerspiel, beim Online-Wetten oder Online-Poker. Die wirkliche Welt ist dann noch weiter entfernt, als sie es durch Corona ohnehin schon ist.

Foto: Nastuh Abootalebi auf unsplash.com


Wenn Sie das Gefühl haben, dass Sie ein Problem mit Alkohol, Medikamenten oder Glücksspielen haben, oder wenn es Ihnen Schwierigkeiten bereitet, Ihren Konsum von Internetangeboten/Online-Medien zu begrenzen, dann melden Sie sich in unserem Suchtberatungs- und Therapiezentrum: Telefon 0211 73 53 264.

Und auch wenn Sie denken, dass eine*r Ihrer Mitarbeitenden ein Problem mit Suchtmitteln hat, oder wenn Sie gerne präventiv in Ihrem Unternehmen tätig werden wollen, dann melden Sie sich bei Christina Nordhoff oder Heiko Mittelhockamp: Telefon 0211 73 53 273 und 0211 73 53 501.

Die Fachambulanz, die Tagesklinik und Motivationsgruppen der Diakonie Düsseldorf sind auch während der Corona-Pandemie geöffnet.

Unsere Angebote zum Thema "Sucht" 

Suchtberatung

Wenn Sie suchtgefährdet sind oder bereits ein Suchtproblem haben, dann brauchen Sie schnell und unkompliziert Hilfe. In der Suchtberatung unserer Fachambulanz bekommen Sie diese Hilfe.

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Betriebliches Gesundheitsmanagement

Der Konsum von Suchtmitteln hat unmittelbare Folgen für die Arbeitswelt. Ernste Probleme für betroffene Mitarbeiter*innen und Arbeitgeber*innen entstehen nicht erst dann, wenn bereits eine Suchterkrankung vorliegt. Unser betriebliches Gesundheitsmanagement hilft Unternehmen weiter.

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Suchtprävention

Mit Informationsveranstaltungen, Projekten, Seminaren und Beratungen unseres Kooperationsprojekts Crosspoint wenden wir uns an Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Und auch für Unternehmen bieten wir ein Präventionsprogramm zur Aufklärung und Gesundheitsförderung.

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