Heilpädagogische Hilfen

Wie erkenne ich, ob mein Kind verhaltensauffällig ist?

Ein Junge holt einen Gummi-Pfirsich aus seiner süßen Tüte

Ist mein Kind verhaltensauffällig?

Wenn ein Kind schüchterner ist als andere oder aggressiver, in Gruppen nicht zurechtkommt oder sich grundsätzlich anders verhält als andere, sind Eltern oft verunsichert und die Fragen groß. „Was ist los? Was kann ich tun? An wen kann ich mich wenden?“ Torben Bruhn, Leiter der Abteilung Heilpädagogische Hilfen bei der Diakonie Düsseldorf, hilft bei einer ersten Klärung.

Wann ist mein Kind „verhaltensauffällig“?

Als erstes sollten Sie sich nicht so viele Sorgen machen. Ihr Kind ist weder gleich verhaltensauffällig noch psychisch krank, weil es mal ein für Sie ungewohntes Verhalten zeigt oder weil es nicht Ihre diesbezüglichen Erwartungen erfüllt.

Die Herausforderung: Es gibt keine klare Definition dafür, wann ein bestimmtes Verhalten als „auffällig“ gilt. Hilfreich ist es, wenn man betrachtet, welches Verhalten des Kindes im jeweiligen Umfeld sozial akzeptabel ist und welches Grenzen überschreitet.

Beobachten Sie das Verhalten, wenn das Kind alleine ist oder mit anderen Kindern zusammen. Im Umgang mit Ihnen oder mit anderen Familienmitgliedern. Tritt es zu bestimmten Anlässen oder Zeiten auf? Wurde ich von Dritten darauf angesprochen und hatte ich es selbst gar nicht bemerkt? All das kann bei der Klärung helfen und bereits erste Hinweise auf mögliche Ursachen und den richtigen Umgang damit liefern.

Aber: Gerade im Kleinkindalter ist Verhalten noch wechselhaft. Da Kinder jetzt noch viel lernen, trainieren und üben, gibt es noch keine festen Verhaltensweisen. Beobachten Sie deshalb, ob das Verhalten über längere Zeit auftritt. Oft sind es nämlich vorübergehende Verhaltensweisen, die zur Entwicklung ihres Kindes dazugehören. 

Was kann ich tun, wenn ich bei meinem Kind eine Verhaltensauffälligkeit vermute?

Klären sie zunächst Ihren Bezugsrahmen. Stellen Sie sich die Frage: „Warum halte ich das Verhalten meines Kindes für auffällig?“ Oft zeigt sich bei einer (selbst-)kritischen Betrachtung, dass Ihre Erwartungen als Eltern und der tatsächliche Entwicklungsstand des Kindes nicht zusammenpassen.

Beobachten Sie das Verhalten über längere Zeit und überlegen Sie, was Sie zum Beispiel verändern können, damit es nicht auftritt. Ein Beispiel: Sie beobachten, dass Ihr Kind in Gruppen aggressives Verhalten gegen andere Kinder zeigt. Lassen Sie es dann mal eine Zeit mit nur ein oder zwei anderen Kindern gleichzeitig spielen. Ändert es sein Verhalten?  Probieren sie unterschiedliche Ansätze aus!

Sprechen Sie mit anderen Eltern darüber, die Kinder in einem ähnlichen Alter haben oder hatten. Nehmen sie das Verhalten als auffällig wahr? Kennen sie ähnliche Verhaltensweisen von ihren Kindern? Das hilft bei der Einordnung.

Wenn Ihr Kind eine Kita besucht oder bei Tageseltern ist, beziehen Sie auch seine Erzieher*innen mit ein. Sollte es Anlass dazu geben, kann eine systematische Beobachtung mit standardisierten Beobachtungsbögen weiterhelfen.

Mein Tipp: Wichtigste Ansprechpartner*innen ist die Kinderärztin oder der Kinderarzt. Erzählen Sie ihr oder ihm so früh wie möglich von Ihren Beobachtungen! Kinderärzt*innen, was zu tun ist und welche weiteren Schritte zu unternehmen sind.

Was sind die Ursachen für Verhaltensauffälligkeiten?

Es gibt niemals nur „den einen“ Auslöser für auffälliges Verhalten bei Kindern. Experten sprechen hier von sogenannter Mulitkausalität, denn Menschen sind komplexe Wesen, die in einer komplexen Umwelt existieren. Da kommen viele mögliche Ursachen zusammen. Es finden sich also immer mehrere körperliche, emotionale und psychische Faktoren, die eine Rolle spielen und die Ursachen können im Kind selbst, in Ihrer Familie, eventuell der Kindertageseinrichtung oder in der Beziehung Ihres Kindes zu anderen Kindern liegen.

Welche Hilfen bietet mir die Diakonie Düsseldorf?

Die Diakonie Düsseldorf hilft Ihnen, wenn es um kindliche Verhaltensauffälligkeiten geht. Die Mitarbeitenden der Heilpädagogischen Ambulanz unterstützen sie und beraten mit Ihnen, was jetzt für das Kind und Sie das Richtige zu tun ist.

Wenn Ihr Kind eine evangelische Kita in Düsseldorf besucht, profitiert es übrigens von einer ganz besonderen Betreuung und Hilfe: Diese arbeiten über die Diakonie Düsseldorf mit der Heilpädagogischen Prävention zusammen. Mit Einwilligung der Eltern kann die Kita dort eine*n Heilpädagog*in zu Rate ziehen und eine Einschätzung einholen. Gemeinsam mit den Eltern wird dann das weitere Vorgehen beraten.