Flauschiger Besuch mit Wirkung

Alpakas besuchen regelmäßig die Bewohnerinnen und Bewohner des Stammhaus Kaiserswerth

Regelmäßig besuchen Detlef und Michaela Maluche mit ihren Alpakas das Stammhaus der Diakonie in Kaiserswerth. Im Sommer hat der Alpaka-Halter hier die Wirkung der Tiere auf Menschen mit Demenz untersucht.

Und dann traut sich Frau Müller* doch noch. Vorsichtig streckt sie die Hand mit ein paar Futter-Pellets darauf aus und lässt sie sich von Cajus von der Handfläche lecken. „Beim letzten Mal wollte sie die Tiere noch nicht einmal streicheln“, sagt Detlef Maluche. Ende Juni ist er zum zweiten Mal mit vier Alpakas im Gartenbereich des Stammhauses in Kaiserswerth. Schon vor ein paar Jahren – vor der Corona-Pandemie–besuchten er, seine Frau Michaela Maluche und ihre Tiere regelmäßig einmal pro Monat die Bewohner*innen des Pflegeheims in Kaiserswerth. Doch nun haben diese Besuche einen besonderen Zweck.

Dr. Detlef Maluche ist eigentlich Oralchirurg. Zusätzlich hält er mit seiner Frau eine Alpaka-Herde im Düsseldorfer Norden. Dort sind immer wieder Gruppen zu Besuch – auch begleitend zu einer Therapie, die sie durchlaufen. Um diesem Bedarf besser begegnen zu können, hat Detlef Maluche ein Ausbildung im Bereich tiergestützte Dienstleistungen mit Schwerpunkt Pädagogik, Fördermaßnahmen und Therapie an der Veterinärmedizinischen Universität Gießen abgeschlossen. Für seine Abschlussarbeit untersuchte er die Wirkung von Alpakas auf Menschen, die an Demenz erkrankt sind – im Fokus dabei: Fünf Bewohnerinnen des Stammhauses in Kaiserswerth, die im Sommer vier Mal von ihm und verschiedenen Alpakas besucht wurden und im Anschluss einen Fragebogen zu ihren Erlebnissen ausgefüllt haben.

Menschen mit Demenz werden aktiver, wenn sie Kontakt zu Tieren haben.

Bei den Bewohner*innen, die beim Alpaka-Besuch dabei sind, ist die Demenz in unterschiedlichen Stadien fortgeschritten. Bei manchen äußert sie sich nur leicht, andere sind stark eingeschränkt. Doch die Vorfreude ist im Gartenbereich des Pflegeheims spürbar. Ein Herr erzählt begeistert von seinen Socken aus Alpaka-Wolle, die er im Winter gerne trägt. Als Detlef und Michaela Maluche die Tiere dann in den Stuhlkreis führen, ist das Interesse groß. „Darf man die streicheln?“

Dass Tiere eine positive Wirkung auf Menschen mit Demenz haben, ist bereits aus verschiedenen Perspektiven erforscht und belegt. Der Kontakt zu Tieren fällt vielen Erkrankten leichter als zu Menschen. In Kommunikation und Interaktion gibt es mit ihnen weniger Erwartungen und Stolperfallen – die Tiere nehmen den Menschen wahr, wie er ist, ohne Vorbehalte. Immer wieder wurde beobachtet, dass Menschen mit Demenz aktiver werden, wenn sie Kontakt zu Tieren haben, als sie es sonst im Alltag sind – und dieses Aktivsein auch länger anhält, sie sich also länger an der Interaktion beteiligen können. Meist waren die Tiere, die dabei zum Einsatz kamen, Hunde – denn ihre Besuche sind einfacher umzusetzen und im Heimalltag unterzubringen. Die Wirkung von Alpakas ist hingegen weniger erforscht. Dabei hat auch die Arbeit mit ihnen einige Vorteile.

Alpakas spiegeln ihr Gegenüber. Wenn das Gegenüber ruhig ist, sind auch sie ruhig. Wenn es hektisch ist, weichen sie eher zurück.

Schon ihre Körpergröße passt gut – auch für Menschen, die im Rollstuhl sitzen. Denn sie müssen sich nicht nach unten beugen, um sie zu streicheln. Außerdem: „Alpakas spiegeln ihr Gegenüber. Wenn das Gegenüber ruhig ist, sind auch sie ruhig. Wenn es hektisch ist, weichen sie eher zurück“, sagt Detlef Maluche. Das stecke an, „die Menschen orientieren sich am Tier, werden selbst ruhiger, um es nicht zu verschrecken“. Das Fell der Tiere ist weich und fühlt sich angenehm an. Ihr Aussehen bedient das Kindchenschema und wirkt nicht bedrohlich. In der Forschung zu tiergestützter Therapie hat sich auch herausgestellt, dass es Vorteile hat, dass Alpakas hierzu lande bislang eher unbekannt sind. So haben die Besuchten keine negativen Erinnerungen an die Tiere, wie etwa bei Hunden an Hundebisse.

In Kaiserswerth ziehen die Tiere schnell Aufmerksamkeit auf sich. Auch Bewohner*innen, die nicht Teil der Ministudie sind, werden aufmerksam und nähern sich vorsichtig den Tieren, berühren ihr flauschiges Fell. Davon hat Detlef Maluche auch noch Geschorenes in einer Box dabei, für alle, die noch zu ängstlich sind, die Tiere direkt zu berühren. Die Bewohner*innen dürfen davon auch etwas behalten, um sich später an das Erlebnis zu erinnern. „Hatten Sie früher auch Tiere?“ Diese Frage stellt Maluche allen Bewohner*innen. Viele Demenzkranke können sich besser an Dinge erinnern, die weiter zurückliegen. Der Besuch der Tiere kann damit positive Erlebnisse aus der Vergangenheit wieder ins Gedächtnis rufen.

Weil es bei vielen mit dem Erinnern nicht mehr so gut klappt, füllen die Bewohnerinnen direkt zum Ende des Besuchs gemeinsam mit ihrer Bezugsperson die Fragebögen von Detlef Maluches Ministudie aus. Auch wenn beim Besuch andere Bewohner*innen dabei sein dürfen, untersucht er Reaktionen und Erinnerungen der immer gleichen, hier: es sind fünf Frauen, die an der Ministudie teilnehmen zwischen 81 und 93 Jahren mit unterschiedlich stark ausgeprägter Demenz. In den vier Fragen des Fragebogens geht es vor allem darum, wie ihnen der Besuch und die Tiere gefallen haben. Wie haben sich die Bewohnerinnen mit den Tieren gefühlt? Das Feedback ist hier durchweg positiv. „Ruhe“ und „Freude“ haben die meisten angekreuzt. Besonders die Wolle, das Fell, hat den Besuchten gefallen.

Auch für Anke Schmidt, Leiterin des Sozialen Dienstes im Stammhaus Kaiserswerth, sind die Besuche der Alpakas spiegeln ihr Gegenüber. Wenn das Gegenüber ruhig ist, sind auch sie ruhig. Wenn es hektisch ist, weichen sie eher zurück. Alpakas ein voller Erfolg. „Die Alpakas tun unseren Bewohner*innen einfach gut“, schildert sie ihre Erfahrung. Heilung oder eine Verbesserung der Symptome einer Demenzerkrankung dürfe man zwar nicht erwarten – doch das sei auch nicht das Ziel. „Uns geht es vielmehr darum, den Bewohner*innen ein gutes Gefühl zu geben und auch Zugang zu denen zu finden, die sonst schwer zu erreichen sind. Und das ist uns geglückt.“

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