café creativ: Wenn Farbe Mut und Würde schenkt

Wohnungslose Menschen schaffen Kunst

Farbe, Fotografie und viel Miteinander

Gretchen wischt sich die Schweißperlen von der Stirn. Sie will an diesem Tag richtig viel schaffen. Sie produziert Kunst. "Ist doch bald die Ausstellung! Da muss alles fertig sein", ruft sie mit einem herzlichen Lächeln.

Gemeint sind die Kunstpunkte, bei denen die Frauen und Männer, die unser café creativ besuchen, in diesem Jahr endlich ihre Kunst der Öffentlichkeit vorstellen können. Kunstpunkt 32 notiert mir Cora, wie Künstlerin Gretchen im normalen Leben heißt, auf der Postkarte. Aber was heißt schon normales Leben. Einsam sei sie oft, erklärt sie. Soziale Kontakte habe sie nicht, außer mal im Hori, merkt sie an. Gemeint ist die Fachberatungsstelle Horizont, in der die 53-jährige zum ersten Mal auf das café creativ aufmerksam gemacht wurde. Seit zwei Jahren lässt sie nun keinen Dienstagnachmittag im Kunstalelier auf dem Fürstenwall ausfallen. "Nur wenn ich krank bin, aber dann ärgere ich mich sehr", beteuert sie ihre Verbundenheit.

Cora lebt in einer eigenen kleinen 33m²-Wohnung, anders als viele der Besucher, die im Atelier eine Auszeit von ihrem Alltag auf der Straße haben. Roberto ist seit 12 Jahren wohnunglos. Notschlafstellen lehnt er ab: "Ich hab' ja einen guten Schlafsack." Sein größter Schatz? Seine Kamera. Die lässt er nicht aus den Augen. Akribisch fängt er damit seine Umgebung ein. Zaubert Farbspiel in seine schwarz-weiß Fotografien. Respektvoll ergänzt Reinhard Röseler, seit Jahren ehrenamtlich in dem Kunstprojekt tätig, habe sich Roberto in die Kameraeinstellungen hineingefuchst. So viel Geduld habe er selbst nicht, fügt er mit einem Schmunzeln hinzu und Roberto lächelt auch etwas stolz.

Künstler mit Bild

Wertschätzung ist eines der Geschenke, die im café creativ verschenkt werden. Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten entwickelt sich von ganz alleine. Uwe ist heute zum zweiten Mal im Atelier. Beim ersten Mal hat ihm Cora die Acryl-Pouring-Fließtechnik erklärt. "Das Bild der vergangenen Woche ist ein Gemeinschaftsprojekt von Cora und mir," erklärt der gebürtige Engländer. Das Bild von heute hat er ganz alleine angefertigt.

Kunstwerke, die hier entstehen, sind nun auch im neuen Webshop zu erstehen: www.cafecreativ-duesseldorf.de. Georg H. Schmidt, selbst Künstler, begleitet dieses Projekt von Anfang an. Er freut sich, dass sie nun endlich wieder ausstellen können.

Fühlen Sie sich herzlich eingeladen am 27. und 28. August in unserem Kunstpunkt 135 auf dem Fürstenwall 100 vorbeizuschauen!