Managerin, Helferin, Psychologin 

Gisela Boes hat sich für ein Ehrenamt als rechtliche Betreuerin entschieden

Jeder Mensch hat Rechte, doch manche können sie nicht selbst wahrnehmen. Wenn Menschen zum Beispiel aufgrund einer Erkrankung keine selbstständigen Entscheidungen treffen können, bekommen sie Unterstützung. Gisela Boes hat diese Aufgabe ehrenamtlich übernommen.

Frau Boes, wie kommt es, dass Sie sich für ein Ehrenamt als rechtliche Betreuerin entschieden haben?

Ich wollte, nachdem ich in Pension gegangen war, etwas Sinnvolles tun. Da ich ein erfülltes Arbeitsleben hatte, es mir privat gut geht und ich fit bin, wollte ich etwas an die Gesellschaft zurückgeben. Ich habe sehr lange als Projektmanagerin bei der Bundesanstalt für Arbeit im Bereich der Förderung von Bauvorhaben und Umbaumaßnahmen für Menschen mit Behinderung gearbeitet. Ich kenne mich also aus mit umfangreicher Verwaltungsarbeit und wollte wieder etwas für diese Menschen tun. Deshalb passt die rechtliche Betreuung als ehrenamtliche Tätigkeit sehr gut zu mir. Ich habe mir dann einige Träger angeschaut und erste Gespräche geführt. Bei der Diakonie Düsseldorf habe ich mich am besten aufgehoben gefühlt.

Und wie wird man rechtliche Betreuerin?

Zuerst einmal habe ich einen Lebenslauf bei der Diakonie eingereicht mit den Dingen, die ich zuletzt beruflich gemacht hatte. Und mir war wichtig, dass die von mir betreuten Menschen in meiner Nähe leben. Denn ich fahre kein Auto und erledige das meiste mit dem Fahrrad. So kann ich einfach mal kurz bei den vom mir Betreuten vorbeifahren. Mein Ansprechpartner beim Betreuungsverein hat mir eine erste Person vorgeschlagen, die wir dann gemeinsam besucht haben. Ich habe gleich anschließend zugesagt. Der Betreuungsverein hat mich daraufhin als Betreuerin für diese Person vorgeschlagen. Beim Betreuungsverein arbeiten rechtliche Betreuer*innen für Menschen, die wegen einer psychischen Krankheit oder einer körperlichen, geistigen oder seelischen Behinderung ihre Angelegenheiten nicht mehr selbst erledigen können. Außerdem begleitet der Betreuungsverein Menschen, die ehrenamtlich diese Aufgabe übernehmen. Vom Gericht habe ich schließlich eine grüne Bestellungsurkunde für die zu betreuende Person bekommen. In dieser Urkunde stehen mein Name und die Aufgaben, in denen ich die betreute Person vertreten darf: zum Beispiel Gesundheitsfürsorge, Vermögensangelegenheiten, Vertretung gegenüber Behörden und so weiter. Dieser Bescheid ist wie ein Ausweis, den ich immer dann brauche, wenn ich für die betreute Person etwas regeln muss.

Was bekommen Sie für Ihre Arbeit?

Ich bekomme 399 Euro pro betreuter Person und Jahr als Aufwandsentschädigung.

Mittlerweile sind Sie die rechtliche Betreuerin von drei Menschen. Wie unterstützen Sie diese?

Ich betreue drei Senioren, die allesamt in Pflegeeinrichtungen leben. Zwei davon sind stark demenziell verändert, und eine Person hat eine geistige Behinderung. Allen gemeinsam ist, dass sie keine ihnen nahestehenden Angehörigen haben, die ihre Angelegenheiten für sie regeln könnten. Einem meiner Betreuten geht es aufgrund seiner Erkrankung sehr schlecht, aber er ist finanziell sehr gut gestellt, so dass ich für ihn einen Bestattungsvorsorgevertrag abschließen konnte, der im Fall der Fälle die Beerdigung in seinem Sinne automatisch regelt. Ein anderer ist finanziell nicht so gut gestellt. Da muss ich schauen, dass das Taschengeld ausreicht: für Zuzahlungen von Medikamenten und Ähnliches. Und natürlich für seine heißgeliebten Zigaretten. Das ist zwar nicht gesund – unsere Aufgabe ist aber nicht, den Menschen vorzuschreiben, wie sie zu leben haben, sondern sie in allen rechtlichen Belangen zu unterstützen, so dass sie leben können, wie sie es möchten. Wenn jemand beispielsweise das Chaos in der Wohnung liebt – dann ist das eben so.

Wie ist das bei medizinischen Notfällen?

Ich bekomme immer Anrufe, wenn meine Betreuten ins Krankenhaus müssen. Letztes Jahr musste der Betreute, dem es nicht gut geht, länger ins Krankenhaus, und erst vor kurzem hat sich der andere die Hüfte bei einem Sturz gebrochen – dann fahre ich zu ihnen, um die Formalitäten im Krankenhaus zu erledigen, also Einweisungspapiere und anderes, oder wenn eine Operation ansteht, um die Genehmigung für die Anästhesie zu unterschreiben.

Sie haben zwei Betreute, die aufgrund ihrer Erkrankung nur noch zu wenig persönlichem Kontakt fähig sind, aber mit einem Betreuten ist dies trotz seiner Behinderung noch gut möglich. Über was tauschen Sie sich aus?

Wenn ich ihn besuche, sprechen wir immer darüber, wie es ihm geht und was es Gutes zu essen gab, wie sein Tag so war. Das letzte Mal haben wir zusammen seine Garderobe im Kleiderschrank aussortiert und neu eingeräumt. Was macht Ihnen besonderen Spaß an Ihrer Arbeit? Ich bin ein Verwaltungsmensch. Es macht mir Spaß, die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Menschen, die ihre Angelegenheiten nicht oder nicht mehr regeln können, unbesorgt und sicher leben können. Und ich bin immer froh, wenn ich etwas zu tun habe.