Linda Kirsch absolvierte schon ihre Ausbildung im Ferdinand-Heye-Haus der Diakonie. Heute leitet sie dort einen Wohnbereich für demenziell veränderte Menschen.
„Etwas mit Menschen machen“ wollte Linda Kirsch, als sie 2013 ihr Abitur in der Tasche hatte. Mehr als diese vage Idee zu ihrer beruflichen Zukunft hatte sie zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht im Kopf – wie viele junge Menschen direkt nach der Schule. Um etwas Abstand zu gewinnen und sich darüber klar zu werden, was denn der richtige Beruf für sie sein könnte, reiste sie für ein Work-and-Travel-Jahr nach Neuseeland. „Meine berufliche Bestimmung habe ich dort natürlich nicht gefunden“, lacht Kirsch, „deshalb war ich erst einmal etwas verloren, als ich wiederkam.“ Eine Freundin ihrer Schwester machte zu dieser Zeit eine Ausbildung als Physiotherapeutin. Das hörte sich für die junge Frau interessant an, und so war der Plan, selber vielleicht auch eine Ausbildung zur Physiotherapeutin oder zur Logopädin anzustreben.
Die Arbeit mit alten Menschen macht ihr von Anfang an Spaß
Für diese Ausbildungen braucht man jedoch ein Praktikum im Bereich „Pflege“, deshalb entschied Kirsch sich für ein Praktikum in einem Pflegeheim in ihrer Heimatstadt Essen. Und obwohl sie vorher nicht wusste, was auf sie zukommen würde, war ihr schnell klar, dass ihr die Arbeit mit alten Menschen Spaß machte. Auch nach ihrem Praktikum arbeitete sie in dem Essener Heim noch eine Weile weiter, als Hilfskraft fürs Wochenende. Als es dann darum ging, Bewerbungen zu schreiben, war Kirsch hin- und hergerissen, in welche Richtung sie nun gehen sollte. Letztendlich war es ihre Mutter, die ihr dazu riet, es mit einer Ausbildung als Pflegefachkraft in einem Altenheim zu versuchen.
Bei der Internetrecherche nach Ausbildungsmöglichkeiten landete sie sofort bei der Diakonie Düsseldorf, die Ausbildungsplätze in mehreren Pflegeheimen ausgeschrieben hatte. Von allen Häusern bekam sie eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch, letztlich entschied sie sich für das Ferdinand-Heye-Haus: „Hier gab es schöne, helle Räume, das Team war sehr freundlich – ich habe mich einfach gleich wohl gefühlt“, erzählt sie. „Das erste Jahr der Ausbildung verging wie im Flug, das dritte Jahr auch, nur das zweite Jahr zog sich ein bisschen hin. Durch das Abitur hätte ich zwar die Möglichkeit gehabt, die Ausbildung zu verkürzen, aber das wollte ich nicht, damit ich mehr Zeit hatte zu lernen“, so Kirsch weiter.
Einsatz im Hospiz
Die Ausbildung erlebte Linda Kirsch als sehr abwechslungsreich: Bei „Außeneinsätzen“ lernen die Azubis aus der stationären Pflege auch den ambulanten Bereich kennen. Während der Ausbildung ist auch ein Krankenhaus-Einsatz vorgesehen. Diesen durfte Kirsch in einem Hospiz leisten: „Das war eine besondere, schöne Zeit für mich. Dort hat es mir sehr gefallen“, berichtet Kirsch.
Nach ihrer Ausbildung im Jahr 2018 wurde Linda Kirsch sofort als Pflegefachkraft ins Ferdinand-Heye-Haus übernommen. Sie konnte sogar in dem Wohnbereich bleiben, in dem sie die meiste Zeit ihrer Ausbildung verbracht hatte und der ihr ans Herz gewachsen war: In Wohnbereich Drei werden 33 Bewohner:innen versorgt – in zwei Hausgemeinschaften und der Tagesoase. Im gesamten Wohnbereich wohnen demenziell veränderte Menschen: In der Tagesoase leben voll pflegebedürftige Menschen in den Hausgemeinschaften leben Menschen, die noch agiler sind, als Gruppe zusammen. Jede Hausgemeinschaft verfügt daher auch über eine große Küche mit einem großen Tisch, an dem Gruppenangebote stattfinden und an dem gemeinsam gegessen wird.
Da Linda Kirsch mit dem Wohnbereich schon seit ihrer Ausbildung bestens vertraut war, übernahm sie 2020 die Stellvertretung des Wohnbereichsleiters für die Zeiten, in denen dieser im Urlaub oder einmal erkrankt war. „Ich kannte den Bereich, die Angehörigen der Bewohner:innen und die Strukturen, deshalb konnte ich den Wohnbereichsleiter gut unterstützen“, erklärt Kirsch. Anfang 2022, als der Wohnbereichsleiter eine andere Aufgabe im Haus übernahm, wurde sie Wohnbereichsleiterin: „Das war ein fließender Übergang. Klar kam auch viel Neues hinzu, aber einige Tätigkeiten kannte ich schon“, führt Kirsch weiter aus.
Im Vordergrund ihrer Arbeit stehen Aufgaben wie Personaleinsatzplanung und Personalcontrolling
Die gravierendste Veränderung für sie war, dass sie nicht länger voll in der Pflege, sondern jetzt in erster Linie mit der Organisation des Wohnbereichs beschäftigt war. Der sehr klein gewordene Anteil der pflegerischen Arbeit ist ihr aber wichtig, damit sie die Bewohner:innen weiterhin im Blick haben kann und mit ihnen in Kontakt bleibt. Außerdem kann sie besser Auskunft geben, wenn Angehörige Fragen haben. Im Vordergrund ihrer Arbeit stehen nun aber Aufgaben wie Personaleinsatzplanung und Personalcontrolling sowie Qualitätssicherung und -entwicklung. Hinzu kommen Angehörigen- und Mitarbeitendengespräche. Wichtig ist für Linda Kirsch, die Strukturen im Bereich im Blick zu haben und Impulse zu setzen. Zudem unterstützt sie die Pflegedienstleitung als Mitglied des Leitungsteams. „Ich lerne immer noch Neues dazu: Wie ich mich selbst in bestimmten Situationen verhalte, in welcher Rolle ich bin, wie ich mich dem Team präsentiere – das ist ein Lernprozess“, so Kirsch weiter.
Sich in ihrer Rolle als Führungskraft einzufinden, dabei hilft Kirsch auch ihr Studium des Pflegemanagements, das sie 2020 begonnen hat, und das Führungskräfte-Nachwuchsprogramm der Diakonie. Das Programm fördert bereichsübergreifend Mitarbeitende, die neu in einer Führungsposition arbeiten: „In 4 Modulen, die jeweils 2 Tage dauern, werden neue Führungskräfte in wichtigen Themenbereichen geschult – von Rollenfindung im Team über Konfliktmanagement bis hin zu Stressmanagement“, sagt die junge Führungskraft.
Mit dem Pflegemanagement-Studium für die Zukunft gerüstet
Linda Kirsch hat mehr als nur einen Beruf gefunden: „Pflege ist so viel mehr, als man in den Medien mitbekommt. Pflege ist so eine schöne und bereichernde Arbeit, die sehr facettenreich ist. Ja, sie ist anstrengend, aber man bekommt auch so viel zurück“, konstatiert Kirsch. Für sie stehen jetzt erstmal die letzten Züge des Studiums sowie die Bachelor-Arbeit an. Auf die Frage, ob sie sich vorstellen könnte, in Zukunft auch mal ein Heim zu leiten, muss die 29-Jährige lachen: „Ich bin mit der Wohnbereichsleitung vollkommen zufrieden und mache jetzt erstmal mein Studium zu Ende. Fragen Sie mich nochmal in 10 Jahren.“